Kernpunkte unserer Spiritualität
Seit Beginn sagte unser Gründer: "Wir leben in der österlich-pfingstlichen Welt". Dies meint die spezifische Weise, wie wir den christlichen Glauben leben und verwirklichen, nämlich die Konzentration auf drei Heilsereignisse: das Osterereignis, das Pfingstgeschehen und die Inkarnation.
Osterereignis
Im Ostergeschehen hat der Vater die Sendung und Botschaft des Sohnes bestätigt und seine Hingabe am Kreuz angenommen. Der Auferstandene ?hauchte sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben;? (Joh 20, 22-23). Er sandte sie aus: ?Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern!?( Mt 28, 19). Der Auferstandene, der nicht mehr stirbt und bei uns ist, gibt uns Grund zu Hoffnung und Optimismus.
Geheimnis von Pfingsten
Am ersten Pfingsttag wurden die Jünger zusammen mit Maria und den Frauen vom Heiligen Geist erfüllt. Er verwandelte sie, dass sie mutig den Auferstandenen verkündeten. Die junge Kirche erbetete und erfuhr die Kraft des Heiligen Geistes. Durch ihn wurde sie von Angst befreit und ausgerüstet zur Verkündigung (Apg 4, 31), die Missionsarbeit wurde gefestigt (Apg 8,17) und Neuevangelisierte wurden von ihm erfüllt (Apg 10, 44). Dies ist uns Beispiel und Auftrag zu einem fortdauernden Beten und Wirken um ein ?Neues Pfingsten?.
Inkarnation
Die Inkarnation Gottes fand ihren Höhepunkt, als der Heilige Geist Maria überschattete (Lk 1, 35) und in ihrem Leib ?das Wort Fleisch wurde? (Joh 1, 14). Im übertragenen Sinn soll das auch in uns Christen geschehen, damit ?Christus in uns Gestalt gewinnt? (Gal, 4,19). Inkarnation bezeichnet das Geheimnis, wie der Heilige Geist im Gläubigen mit offenem Herzen wirkt und in der Welt gegenwärtig wird.
Die Verwirklichung unserer Spiritualität
Brüderliche Gemeinschaft
Nach dem Pfingstgeschehen "waren die Gläubigen ein Herz und eine Seele" (Apg 4, 32). Für uns Weltpriester ist es eine wichtige Erfahrung, zu einer brüderlichen Gemeinschaft zu gehören. Deshalb leben wir dies zuverlässig:
1. Wir treffen uns in unseren Zellen oder Gruppen (möglichst monatlich) zum Austausch von Erfahrungen (Revision de vie) und gemeinsamem Gebet. Wir geben einander spirituelle und pastorale Impulse.
2. Wir helfen einander in persönlichen, geistlichen und seelsorgerlichen Anliegen.
3. Im Stundengebet und der Eucharistiefeier beten wir füreinander und für alle Mitglieder des Opus Spiritus Sancti.
4. Wir nehmen teil an den ?Tagen des Opus?, die in der Regel an Pfingsten und am Todestag des Gründers Rektor Bernhard Bendel zusammen mit den anderen Gemeinschaften begangen werden.
5. Wir übernehmen Verantwortung füreinander im Sinne der correctio fraterna (vgl. Mt 18, 15-20) und helfen einander, unsere Berufung als Priester oder Diakon und als Mitglieder des Säkularinstituts zu erfüllen.
Geist des Gebetes
Wir nehmen uns die Jünger und Maria zum Vorbild, die im Abendmahlssaal (lat. Coenaculum) "einmütig im Gebet verharrten" (Apg 1, 14). Wie bei den ersten Christen wird auch bei uns das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes durch das Gebet vorbereitet. Deshalb ist das Gebet für uns sehr wichtig.
1. Wir beten das Stundengebet regelmäßig. Am Morgen gleich nach dem Aufwachen weihen wir Gott den neuen Tag.
2. Wir feiern die Eucharistie als Höhepunkt des Tages.
3. Wichtige Entscheidungen bereiten wir durch intensives (gemeinsames) Gebet vor.
4. Wir nehmen jedes Jahr an Exerzitien teil und bemühen uns um Erneuerung im Geiste.
5. Wir lassen uns regelmäßig im Sakrament der Versöhnung (Beichte) mit Gott versöhnen.
Leben im Heiligen Geist
Wir leben aus dem Bewusstsein, dass Gott durch seinen Geist uns Menschen und der ganzen Welt nahe ist. Durch ihn schuf und erhält er die Erde und das Universum. Mit unendlicher Kraft liebt Gott seine Schöpfung und bleibt ihr durch alle Zeiten zugewandt. Unsere Berufung können wir nur verwirklichen mit Hilfe der in unserem Leben wirkenden Kraft des Heiligen Geistes. Unsere Hingabe an den Heiligen Geist findet ihren Ausdruck in der Weihe an ihn. Durch diese Weihe schenken wir unser ganzes Leben dem Heiligen Geist und stellen uns ihm für die von ihm vorgesehene Lebensaufgabe zur Verfügung. Gleichzeitig mit der Weihe wird auch ein Vertrag (Kontrakt) mit der Gemeinschaft des SIP geschlossen. Wir wollen uns vom Heiligen Geist führen lassen, damit wir die Berufung unseres Lebens erkennen und verwirklichen. Wir bemühen uns um die Gaben des Heiligen Geistes (Jes 11, 1-2). Wir wollen, dass er durch uns Frucht bringt (Gal 5, 22-23) und sind offen für alle Geistesgaben (1 Kor 12, 8-10). Dazu helfen uns besonders:
1. Wir beten täglich zum Heiligen Geist und pflegen das Veni-Gebet morgens um 9.00 Uhr zum Zeitpunkt der ersten Geistausgießung.
2. Wir halten täglich 10 Minuten Stille, um offen zu sein für die Inspiration des Heiligen Geistes. Dies kann auch nach der Tradition der Meditation oder der Schriftbetrachtung geschehen.
3. Auch den Tag über rufen wir den Heiligen Geist an: Vor wichtigen Ereignissen oder Entscheidungen, bei persönlichen Problemen oder in den Anliegen der Kirche und der Welt.
Leben nach den evangelischen Räten
"Das durch die Profess der evangelischen Räte geweihte Leben besteht in einer auf Dauer angelegten Lebensweise, in der Gläubige unter Leitung des Heiligen Geistes in besonders enger Nachfolge Christi sich Gott, dem höchstgeliebten, gänzlich hingeben und zu seiner Verherrlichung wie auch zur Auferbauung der Kirche und zum Heil der Welt eine neue und besondere Bindung eingehen, um im Dienste am Reich Gottes zur vollkommenen Liebe zu gelangen und, ein strahlendes Zeichen in der Kirche geworden, die himmlische Herrlichkeit anzukündigen." (Can. 573,1)
1. Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen
leben wir bewusst als Zeichen unserer Hingabe an Christus und seinen Geist. ?Der um des Himmelreiches willen übernommene evangelische Rat der Keuschheit, der ein Zeichen der künftigen Welt und eine Quelle reicherer Fruchtbarkeit eines ungeteilten Herzens ist, bringt die Verpflichtung zu vollkommener Enthaltsamkeit im Zölibat mit sich? (Canon 599). Dieses ist ein Charisma, das wir vom Heiligen Geist empfangen und erbitten und ist gleichzeitig Teil der priesterlichen Berufung.
2. Die Armut im Sinne des Evangelium
leben wir, indem wir nicht unser Herz an materielle Güter hängen. Wir verzichten auf Luxus und leben ein einfaches Leben. Wir geben einen Teil unseres Einkommens unserer Gruppe des SIP. Wir unterstützen die Notleidenden und Armen.
3. Den Gehorsam als evangelischen Rat
schulden wir nach dem Vorbild Christi dem Willen des himmlischen Vaters. Diesen Willen zu erkennen und zu erfüllen ist auch unser Ziel. Als eine konkrete Weise der Verwirklichung dessen üben wir den Gehorsam ?gegenüber den rechtmäßigen Oberen als Stellvertretern Gottes, wenn sie im Rahmen der eigenen Konstitutionen befehlen? (Can. 601), das heißt zuerst unserem Bischof und dann den Oberen unserer Gemeinschaft gegenüber.
Geistige Weiterbildung
Jesus hat uns versprochen: ?Wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in die ganze Wahrheit führen.? (Joh 16, 13). Deshalb wollen wir uns bei jeder Weiterbildung, besonders bei den exegetischen, theologischen und pastoralen, vom Heiligen Geist inspirieren lassen.
1. Wir bemühen uns um ständige Weiterbildung im Sinne des lebenslangen Lernens. Ein Beitrag dazu ist das "Buch des Jahres", das von den Regionen oder Kontinenten festgelegt wird. Dazu gehört auch das fortlaufende Studium der Heiligen Schrift. Deren tiefsten Sinn geht uns erst im Dialog mit dem Heiligen Geist auf.
2. Wir nehmen an Fortbildungstagen der Diözese oder anderer Institute teil. Jeder versucht, auf einem Spezialgebiet besondere Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, die er auch in den Dienst des SIP stellen kann.
3. Wir betrachten mit wachen Augen das Zeitgeschehen, um die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu deuten, in denen uns der Heilige Geist zu besonderen Aktionen ruft.
Missionarisches Wirken
Den Missionsauftrag des Auferstandenen nehmen wir ernst: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." (Joh 20, 21) und "Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe" (Mt 28, 19-20). Der Heilige Geist gibt die Kraft zu diesem Auftrag, wie der Auferstandene versprach: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herab kommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde" (Apg 1, 8). Daraus folgt für uns:
1. Wir richten unsere tägliche Arbeit gemäß einer "offensiven Pastoral" aus, die nicht nur die Tradition und den gegenwärtigen Stand sichern will, sondern mutig Wege sucht, die der jeweiligen Pfarrei, Diözese oder Kirche auf dem Weg in die Zukunft hilft.
2. Wir interessieren uns für die Situation der Weltkirche.
3. Wir pflegen Kontakt zu Mitgliedern des SIP und des Opus Spiritus Sancti in anderen Ländern und wirken so mit an einer friedlichen Zukunft der Menschheit.
4. Wir unterstützen missionarische Aktivitäten oder Projekte innerhalb des Opus.
5. Wir schließen oder pflegen Partnerschaften zwischen Gruppen des Opus oder auch Pfarreien in verschiedenen Kontinenten, bevorzugt mit solchen, in denen Opus-Mitglieder arbeiten.
6. Wir unterstützen Laien, Männer und Frauen, in für die Kirche notwendigen Ausbildungen und fördern ihr Mitwirken im Leben der Kirche und in kirchlichen Berufen.
7. Wir unterstützen die Gemeinschaft Apostolischer Christen im OSS in ihrem Leben und im Werben von Mitglieder. Wir versuchen, in unseren Gemeinden Gruppen der CAC zu gründen und zu begleiten.